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Positive und negative Auswirkungen von Stress

Obwohl sich die arbeitspsychologische Forschung seit Jahrzenten mit den gesundheitlichen Konsequenzen von Stress am Arbeitsplatz befasst, hat das Thema an Aktualität nicht eingebüßt. Insbesondere aufgrund der wachsenden Verdichtung von Arbeitsaufgaben und der weitreichenden Veränderungen im Zuge der Digitalisierung besteht in Wissenschaft und Praxis nach wie vor ein hohes Interesse an einem tiefergehenden Verständnis davon, unter welchen Bedingungen Mitarbeitende leistungsfähig und gesund bleiben und unter welchen sie krank werden.

Wir untersuchen, welche Faktoren der eigenen Arbeit mit Motivation, Leistung und Wohlbefinden verbunden sind, und ob auch solche Aspekte der Arbeit, die uns stressen, mit positiven Effekten verbunden sein können. Ein Stressfaktor, von dem wir die positiven Effekte bereits ganz gut kennen, ist Zeitdruck bei der Arbeit. Denn die Erledigung von Arbeitsaufgaben vor dem Hintergrund nahender Deadlines oder die Bewältigung eines hohen Arbeitspensums stellt eine Herausforderung für uns dar, da wir mit der erfolgreichen Bewältigung persönlich wichtige und arbeitsbezogene Ziele erreichen können, was unser Kompetenzerleben fördert.

Allerdings zeigen sich diese positiven Effekte in der Forschung nicht konsistent. Beispielsweise findet man in verschiedenen Gesundheitsberufen immer wieder, dass Zeitdruck ganz und gar nicht mit positiven Konsquenzen einhergeht. Krankenpflegende und Ärzte beispielsweise finden es unzumutbar, unter hohem Zeitdruck arbeiten zu müssen. In unseren Studienwollen wir herauszufinden, unter welchen Bedingungen Stressfaktoren wie Zeitdruck positive Effekte zeigen und unter welchen Umständen sie lediglich eine unnötige Belastung für uns sind.

Publikationen zu diesem Thema:

  • Fila, M. J., Semmer, N. K., & Kern, M. (2023). When being intrinsically motivated makes you vulnerable: Illegitimate tasks, and their associations with strain, work satisfaction, and turnover intention. Occupational Health Science, 7(2), 189-217. https://doi.org/10.1007/s41542-022-00140-w
  • Kern, M., Heissler, C., & Zapf, D. (2021). Social job stressors can foster employee well-being: Introducing the concept of social challenge stressors. Journal of Business and Psychology, 36(5), 771–792. https://doi.org/10.1007/s10869-020-09702-7
  • Kern, M., & Ohly, S. (2020). Brauchen wir Zeitdruck vielleicht manchmal für echtes Engagement? Personal Quarterly, 72(3), 14-19.
  • Kern, M., Semmer, N. K., & Baethge, A. (2023). Energized or Distressed by Time Pressure? The Role of Time Pressure Illegitimacy. European Journal of Work and Organizational Psychology, 32(4), 575–598. https://doi.org/10.1080/1359432X.2023.2198708
  • Kern, M., Trumpold, K., & Zapf, D. (2021). Emotion work as a source of employee well- and ill-being: The moderating role of service interaction type. European Journal of Work and Organizational Psychology, 30(6), 850-871. https://doi.org/10.1080/1359432X.2021.1873771
  • Kern, M., & Zapf, D. (2021). Ready for change? A longitudinal examination of challenge stressors in the context of organizational change. Journal of Occupational Health Psychology, 26(3), 204–223. https://doi.org/10.1037/ocp0000214
  • Rigotti, T., Schilbach, M., & Kern, M. (2024). Sometimes here, sometimes there - Differential effects of social challenge and hindrance stressors depending on the work location. Frontiers in Organizational Psychology, 2. https://doi.org/10.3389/forgp.2024.1307311
  • Zapf, D., Kern, M., Trumpold, K. & von Gilsa, L. (2019). Psychischer Stress am Arbeitsplatz und Gesundheit. In T. Porsch & B. Werdes (Hrsg.). Verwaltungspsychologie: Ein Lehrbuch für Studiengänge der öffentlichen Verwaltung (S. 239–266). Hogrefe.